„Inakzeptablen Druck auf sorgengeplagte Arbeitnehmer“ sieht NÖAAB-Landesgeschäftsführerin Bundesrätin Sandra Kern in den heute bekannt gewordenen Vorkommnissen rund um angebliche Beratungspraktiken der NÖ-Arbeiterkammer rund um die Insolvenz einer Firma im Bezirk St. Pölten. 23 Pflichtmitglieder erwarteten sich, die ihnen zustehende Beratung.
Betroffene Mitarbeiter berichten, sie hätten rechtliche Beratung durch die Arbeiterkammer in Anspruch nehmen wollen, worauf ihnen von Mitarbeitern der AK nahegelegt wurde, zuerst Mitglied der Gewerkschaft zu werden. „Inakzeptabel“ ist diese Vorgangsweise für NÖAAB-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern: "Die Arbeiterkammer ist die gesetzliche Interessensvertretung, für die alle Arbeitnehmer Pflichtbeiträge zahlen. Dafür erwarten sie zurecht umfassende und kompetente Beratung und Vertretung, ohne genötigt zu werden, bei der Gewerkschaft ein zweites Mal Beiträge zahlen zu müssen. Von Arbeitnehmern, die ohnehin schon vor großen finanziellen Sorgen stehen, auch noch doppelt abkassieren zu wollen, ist einer Arbeitnehmervertretung unwürdig und eine Pflanzerei aller AK-Mitglieder.“
Kern erwartet nun von AK-Präsident Wieser, dass er „in der Arbeiterkammer unmissverständlich klarstellt, dass alle AK-Mitglieder dasselbe Service bekommen, egal ob sie zusätzlich Gewerkschaftsmitglied sind oder nicht“, denn es dürfe in der Arbeiterkammer „keine Zwei-Klassen-Gesellschaft geben". Gerade Wiesers Doppelfunktion - er ist sowohl Präsident der AK-NÖ als auch das ÖGB-NÖ - bedeute eine besondere Verpflichtung, hier eine klare Grenze zu ziehen.